Mehr als jeder zweite Prime-Nutzer in Deutschland gibt in einer Umfrage an, bei einer Preiserhöhung von 30 Prozent kündigen zu wollen*. Amazon macht exakt das - und muss trotzdem kaum mit Kundenverlusten rechnen. Warum der Streaming-Riese für seine Preispolitik nicht abgestraft wird, erklärt Pricing-Expertin Lisa Jäger von Simon-Kucher & Partners.
Dass Amazon die Kosten für Prime um gleich 30 Prozent erhöht, trifft Kunden hart. Besonders jene, die das Abo vor allem zum Streaming nutzen. Denn als Streaming-Dienst ist Amazon für niedrige Preise beliebt. Was riskant klingt, ist es aber nicht. Selbst, wenn über die Hälfte der Prime-Nutzer in der Simon-Kucher Streaming-Studie angibt, bei derart massiven Erhöhungen kündigen zu wollen*. Denn: Amazon ist ein Sonderfall.
Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis lässt Preiserhöhung verzeihen
Der Grund? Prime-Nutzer sind mehr als zufrieden mit dem, was sie für ihr Geld bekommen. Amazon hatte laut der Simon-Kucher Streaming-Studie deshalb tatsächlich Spielraum für eine Preiserhöhung. Und das ist nicht der einzige entscheidende Faktor: Amazon ist der Anbieter mit der geringsten Kündigungswahrscheinlichkeit. Grundsätzlich hält es nur jeder zehnte Nutzer für wahrscheinlich, sein Prime-Abo zu beenden. Klar, liegt dies sicher auch daran, dass Prime-User neben den Video-Inhalten nicht aufs Free Shipping verzichten wollen. Aber im Endeffekt zählt, dass Amazons Konzept aufgeht.
Preiserhöhung könnte Konkurrenz in Schwierigkeiten bringen
Besonders kritisch für andere Anbieter: Streamer betrachten die Gesamtkosten ihrer Abos. Wenn das persönliche Streaming-Budget ausgeschöpft und Amazon-Prime gesetzt ist, muss also höchstwahrscheinlich ein anderes Abo weichen. Die Prime-Preiserhöhung könnte daher statt Amazon der Konkurrenz schaden.
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Lisa Jäger ist Partnerin und Global Head of Technology, Media & Telco in der globalen Strategieberatung Simon-Kucher & Partners. Als Expertin für Portfolio-Optimierung, Pricing und Marketing für alle Arten von Medien- und Internet unternehmen liegt ihr Fokus auf physischen Angeboten und Erlösströmen als auch der digitalen Transformation von Geschäftsmodellen. Zu ihren Kunden gehören TV- und Radiosender, Verlage sowie Online-Plattformen und Werbevermarkter.
*Über die Studie: Die Ergebnisse der Streaming-Studie basieren auf einer repräsentativen Umfrage von Simon-Kucher & Partners im April und Mai 2022 unter insgesamt 1.026 Teilnehmern in Deutschland (über 10.500 weltweit), die zu Streaming-Verhalten, Inhaltspräferenzen und Zahlungsbereitschaft befragt wurden.