„Everything Everywhere All At Once": Kritik

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In den Kinos startete „Everything Everywhere All At Once” nahezu gleichzeitig mit Marvels Blockbuster „Doctor Strange 2“ und beweist dem Comicriesen mit einer emotionalen Achterbahnfahrt, wie Filme rund ums Multiversum wirklich aussehen sollten.

Mit ihrem letzten Projekt „Swiss Army Man“ lieferten die Daniels einen äußerst kontroversen Film ab, bei dem eine dauerfurzende Leiche zum Allzweck-Gegenstand, einem Schweizer Taschenmesser umfunktioniert wird. Mit ihrem neusten Film, der gleichzeitig den gefühlt längsten Namen trägt, begibt man sich nun in etwas weniger kontroverse Gefilde.

Zwischen Finanzamt und Multiversum

In „Everything Everywhere All At Once” erleben wir die Geschichte rund um Evelyn (Michelle Yeoh). Gemeinsam mit ihrer Familie führt sie einen eigenen Wäschesalon. Dabei geht es in ihrem Leben seit Langem drunter und drüber. Während sie eine Feier planen will, muss sie sich mit ihrem bedürftigen Vater als auch ihrer gestressten Tochter rumschlagen und auch ihr Mann hat bereits die Scheidungspapiere vorbereitet.

Als wäre der Alltag noch nicht genug, stehen auch noch steuerliche Probleme an, weswegen sich die Familie zur gefürchteten Frau aus dem Finanzamt (Jamie Lee Curtis) begeben muss. Im Fahrstuhl dorthin kommt es zu einem Zwischenfall, bei dem Evelyn durch eine Version ihres Mannes erstmals mit dem Multiversum konfrontiert wird. Der erzählt ihr, dass ihre Aufgabe nichts Geringeres sei, als das Multiversum vor einer dunklen Macht zu retten. Was erst nach einem absurden Scherz klingt, verwandelt die ohnehin stressige Familienwelt in eine turbulent multiversale Geschichte.

Multiversum vorgeführt

Das Thema Multiversum scheint dieses Jahr ein wirklicher Trend zu sein. Denn auch Marvel brachte mit „Doctor Strange in the Multiverse of Madness“ quasi zeitgleich einen vermeintlich ähnlichen Film in die Kinos. Die Daniels gehen bei ihrem Film allerdings einen ganz anderen Weg als Marvel. Während die Filme des Marvel Cinematic Universe sich alleinig um das Multiversum und dessen pseudo-wissenschaftliche Begebenheiten drehen, nutzt „Everything Everywhere All At Once“ das Thema vor allem als Stilmittel.

Der größte Unterschied liegt darin, dass die Daniels auch eine Geschichte zu erzählen haben. EEAO hätte die Kerngeschichte, um die es eigentlich geht, auch ganz ohne ein Multiversum erzählen können, was man von Marvels Versuch kaum behaupten kann. Denn neben der actionreichen Martial-Arts und Komödienteile bietet EEAO auch eine sehr dramatische Geschichte.

So spielt das Thema Familie, Erziehung, Liebe und der Sinn des Lebens in jeder der Welten, die wir kennenlernen, eine entscheidende Rolle. Statt nur bunte Welten zu zeigen, bekommt unsere Protagonistin Einblicke, wie ihr Leben durch andere Entscheidungen ausgesehen hätte, wodurch sie selbst in innere Konflikte kommt. Denn wie sie selbst im Film erfährt, lebt sie von all ihren Versionen ihr schlechtestes Selbst.

Mit Bauchtasche Prügelnder Martial-Arts-Experte

Dennoch ist das Multiversum in „Everything Everywhere All At Once” keine Randerscheinung. Die Daniels nutzen die neuen Möglichkeiten, um filmisch ein absolutes Meisterwerk abzuliefern. Jede Welt bekommt einen eigenen, von Klassikern inspirierten Look, ein anderes Bildformat, eine Unmenge an Kostümen und kleinste Details. Die Schauspieler agieren in jeder der unzähligen Welten anders und schaffen es auch innerhalb einer Szene zwischen den unterschiedlichsten Persönlichkeiten hin und her zu wechseln, wodurch beispielsweise aus dem trägen Vater plötzlich ein mit Bauchtasche um sich prügelnder Martial-Arts-Experte wird.

Vor allem auch die Zusammensetzung dieser Welten überraschend durchgehend aufs Neue. In nahtlos wechselnden Übergängen bewegen wir uns zwischen den Szenen, was gerade durch die unterschiedlichen Looks nie verwirrend, sondern vor allem äußerst beeindruckend ist.

Fazit:

Mit „Everything Everywhere All At Once” führt das Regie-Duo nicht nur große Comicriesen vor und beweist, wie ein Film übers Multiversum aussehen kann, sondern schafft es gleichzeitig auch, eine sehr bewegende Familiengeschichte mit viel Humor zu erzählen.  Die kann neben starken Schauspielern von einer Inszenierung zehren, die ihresgleichen sucht.

„Everything Everywhere All At Once” ist seit dem 12. August 2022 auf DVD und Blu-ray sowie digital erhältlich.

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