Die Story zu "The Kindness Of Strangers"
Buffalo, knapp 500 Kilometer nordwestlich von New York. Es ist früh am Morgen. Lautlos bewegt sich Clara (Zoe Kazan) aus ihrem Bett, während ihr Mann Richard (Esben Smed) noch tief schläft. Leise flüsternd weckt die 26-Jährige im Kinderzimmer nebenan ihren Sohn Anthony (Jack Fulton) und dessen jüngeren Bruder Jude (Finlay Wojtak-Hissong). Schnell sind die beiden angezogen und wenige Habseligkeiten gepackt. Als kurz darauf die Wohnungstür geräuschlos ins Schloss fällt, beginnt Claras Flucht in Angst. Eine Flucht vor einem gewalttätigen Mann, der sie jahrelang misshandelte. Als auch die beiden Jungen Opfer seines explosiven Zorns werden, zieht die junge Mutter die für sie einzig mögliche Konsequenz. Sie flieht aus ihrem alten Leben in die Anonymität, um ihre Söhne zu schützen und in New York einen Neuanfang zu wagen. Leid ist auch der Alltag von Alice (Andrea Riseborough). Die Krankenschwester ist die gute Seele einer New Yorker Notaufnahmestation. Mit unermüdlichem Einsatz umsorgt sie ihre Patienten, arbeitet in ihrer Freizeit in einer Suppenküche und leitet eine Selbsthilfegruppe mit dem Motto „Vergebung“, die sich regelmäßig in der Kirche ihres Viertels trifft. Alice ist immer für andere da, doch niemand kümmert sich um sie. Stets kommt und bleibt sie allein, wenn sie im russischen Restaurant von Timofey (Bill Nighy) zu Abend isst. Auch heute verlässt sie ohne Begleitung ihr Stammlokal, ohne zu ahnen, dass die Hoffnung auf ein Ende ihrer Einsamkeit ganz nah ist. Marc (Tahar Rahim) ist gerade aus dem Gefängnis entlassen worden. Mit seinem Anwalt John Peter (Jay Baruchel), der ihn nach vier Jahren seiner unschuldig verbüßten Strafe, aus der Haft holte, feiert er seine neu gewonnene Freiheit. Als Marc seinen einzigen Freund verabschiedet und als letzter Gast zurückbleibt, um zu bezahlen, macht er die Bekanntschaft von drei Männern, die sein Leben verändern werden. Obwohl er ein völliger Fremder für sie ist, wird er von Timofey und dessen zwei Investorenfreunden auf ein paar Gläser eingeladen. Einige Drinks später ist Unglaubliches passiert: Marc, der mit seinem verstorbenen Bruder früher ein Restaurant führte, wird die Leitung des russischen Restaurants anvertraut. Für alle ist es ein Schritt ins Ungewisse, doch Marc ist sicher, das finanziell angeschlagene Lokal zum Erfolg führen zu können. Von solchem Selbstbewusstsein kann Jeff (Caleb Landry Jones) nur träumen. Jeden Job, den er angetreten hat, hat der liebenswerte, aber etwas schusselige und total verunsicherte junge Mann wieder verloren. „Du kannst einfach gar nichts richtig“, zog sein letzter Chef ein hässliches Fazit. Niederlagen und Demütigungen gehören zu Jeffs Leben, doch auch für diesen Unsichtbaren, der davon träumt, endlich einmal gesehen und als Mensch wahrgenommen zu werden, gibt es Hoffnung. Hoffnung durch die Güte von Fremden. „New York wird für euch eine Art Schule sein“, verspricht Clara ihren Söhnen, als sie mit ihrem Auto in der Metropole am Hudson eintreffen. Eine harte Schule, wie sich schnell herausstellen wird. Clara hat kein Geld, weil ihr Mann auch die Kontrolle über Konto und Kreditkarte nie abgegeben hat. Und sie kann sich an keine Behörde wenden, weil Richard Polizist ist und sie dadurch sofort aufspüren könnte. Selbst ihr Schwiegervater, der ihr eigentlich gewogen ist, wagt es nicht, Clara zu helfen und sich gegen seinen aggressiven Sohn zu stellen. Mittellos und ohne Unterkunft versuchen sich Clara und ihre Söhne im eisigen New Yorker Winter durchzuschlagen. Unauffällig mischt sich die junge Frau auf Empfängen und Feiern unter die Gäste, klaut Kleinigkeiten zum Essen und wärmt sich mit ihrer Familie tagsüber in Bibliotheken auf. Als sie eines Abends auch in Timofeys Lokal Horsd'œuvres mitgehen lassen will, spricht Restaurantleiter Marc sie an. Mit kleinen, wenig glaubwürdigen Lügen hält sie ihn auf Distanz und stiehlt sich schließlich schnell davon. Ohne voneinander zu wissen, werden sich einige dieser Gestrandeten in Alices Suppenküche begegnen. Auch Jeff, der hier unerwartet zu einem Job gekommen ist und Alice unterstützt. Als er mit vier Monaten Mietrückstand aus seinem Apartment geworfen wird, verbringt er die eisige Nacht auf der Straße und verliert dabei fast sein Leben. In der Notaufnahme erwacht, bedankt er sich bei seinem Schutzengel Alice, die ihn vorübergehend aufnimmt. Dass sie selbst Zuneigung, menschliche Wärme und Zuspruch benötigt, behält sie für sich. Der Arbeit im Krankenhaus fühlt sich die sensible Krankenschwester schon länger nicht mehr gewachsen, aber in ihrer Selbsthilfegruppe blüht sie auf. Auch Marc besucht diese regelmäßig, vor allem John Peter zuliebe, der hier Vergebung sucht. Vergebung für viele verlorene Fälle und Klienten, denen er nicht helfen konnte. Noch weiß er nicht, dass sich das ändern und er sogar die Liebe finden wird. Gefunden wird auch Clara, doch für sie und ihre Söhne ist es kein Trost, sondern blankes Entsetzen. Nachdem Claras Auto gestohlen wird, und die kleine Familie ausgehungert, aber ohne Geld in ein chinesisches Lokal geht, taucht wie aus dem Nichts Richard auf. Ohne sich irgendwie schuldig zu fühlen, bietet er Clara Vergebung und die Rückkehr nach Hause an. Doch bei der ersten Gelegenheit ergreifen die Drei die Flucht und landen schließlich nachts in der Kirche, in der die selbstlose Alice den Bedürftigen hilft. Für wenige Stunden finden sie so Ruhe und Frieden, dann kostet die Neugier des kleinen Jude, der, während die anderen schlafen, draußen den Zauber des Winters entdeckt, den Jungen fast das Leben. Im Krankenhaus kümmert sich Alice rührend um ihn, stemmt sich mit Macht gegen Richards Bemühungen, seinen Sohn zu besuchen und den Aufenthaltsort seiner Familie herauszubekommen. Dass Alice und Anthony Zuflucht in Timofeys Restaurant gesucht und schließlich in Marcs Wohnung eine Unterkunft gefunden haben, bleibt Richard verborgen. Noch. In den folgenden Tagen werden sich Fremde näherkommen und sich einander öffnen. Wird eine einsame gute Seele erkennen, dass sie Trost und Licht für eine andere sein kann. Wird sich ein exzentrischer russischer Kauz als gutherziger Amerikaner outen. Wird New York sich als Metropole zeigen, in der über Härte, Rücksichtslosigkeit und Gleichgültigkeit am Ende Zuwendung, Mitgefühl und Liebe triumphieren...
Mehr Infos zu "The Kindness Of Strangers"
Schauspieler und Rollen
Originaltitel
The Kindness of Strangers
Regie
Lone Scherfig
Drehbuch
Lone Scherfig
Produktion
Malene Blenkov, Tyson Bidner, Mark Beilby
Soundtrack
Andrew Lockington