Cornelia Gröschel hat es genossen, mal so richtig fluchen zu können. Das darf sie als Kommissarin für den "Tatort" oder in einer ihrer anderen zahlreichen Produktionen für den öffentlich rechtlichen Rundfunk sonst nämlich eher nicht. Im neuen Netflix Original "Freaks" schon. Da spielt sie die Wendy, eine kleinlaute Familienmutti, die auf einmal Superkräfte bekommt. Fortan ist sie hin und hergerissen zwischen Welt retten und Familienleben. Wir haben uns unter anderem über ihren neuen Film, Superkräfte und ihre Lieblingsserien unterhalten.
Der Film trägt den Titel "Freaks". Was ist denn deine Rolle für dich? Freak oder Superheld?
Eigentlich genau was dazwischen? Freak finde ich ein bisschen negativ besetzt, ist so etwas wie Nerd oder so. Und sie ist bestimmt jemand, der ein bisschen speziell ist.
Aber es ist jetzt niemand, dem man irgendwie abschätzig anschaut, oder?
So Super-Hero ist für mich jemand, der ganz bewusst sagt, ich wirke was Gutes, und an dem Punkt ist sie ja auch noch nicht so richtig, sondern es ist eigentlich genau so eine Entwicklung vom 'Ich fühle mich eigentlich selber eher als Freak' und als ein bisschen stranger Mensch zu. Ich entdecke ich habe Superkräfte, und vielleicht kann ich ja damit auch noch etwas Gutes bewirken.
Irgendwann im Film werden die Kräfte unterdrückt von so kleinen blauen Pillen. Nehmen wir mal an, du müsstest die im echten Leben auch nehmen und würdest sie absetzen. Was glaubst du, würde sich bei dir für eine Kraft entwickeln?
Also meine Wunsch-Kraft wäre, dass ich mich durch die Gegend beamen kann. Das fände ich wahnsinnig hilfreich, weil ich dann irgendwie meine über ganz Deutschland verteilte Familie und Freunde jederzeit, wo ich das gerne möchte, besuchen kann. Das wäre was, was ich mir wahnsinnig Spaß machen würde. Das würde auch enorm viel Zeit einsparen. Ja, natürlich würde man dann die Zeiten vermissen, die man im Zug verbringt und Hörbücher hört oder Netflix Serien schaut. Aber es wäre schon irgendwie ganz lustig.
Würdest du dann auch versuchen, die Kräfte für etwas Gutes einzusetzen? Oder wäre es dann reiner Eigennutz?
Ich glaube, wenn ich jetzt mal annehme, ich könnte auch noch Leute mitnehmen zum Beamen... Das wäre dann natürlich ein solcher Fall. Ich glaube, da komme ich aber dann gar nicht mehr hinterher mit irgendwelche Leute aus irgendwelchen schwierigen Situationen retten. Ich habe sie jetzt erst einmal ganz egoistisch auf meinen eigenen Vorteil bezogen.
Dann kommen wir doch mal zu der Superkraft von Wendy, die auf einmal mega stark. Aber zugleich ist sie auch noch eine ziemlich schüchterne Familienmutti, die in einem Schnellrestaurant arbeitet und sich oft auf der Nase herumtanzen lässt. War dieser Konflikt dieser Figur das, was dich an der Rolle gereizt hat? Oder warum hast du der Rolle zugesagt?
Das ist oft eine bunte Mischung aus Gründen, warum ich Filme annehme. Zum einen ist es natürlich für mich das Produktionsteam gewesen, was ich schon sehr, sehr lange kenne und mit denen ich schon vor acht Jahren gemeinsam gedreht habe. Und für mich völlig klar war: Wenn die mich anrufen und fragen, ob ich mit ihnen arbeiten möchte, dass ich auf jeden Fall dabei bin. Und zum anderen ist die Rolle selbst einfach ein Geschenk für jeden Schauspieler. Wenn du eine Figur hast, die eine so große Entwicklungen vollziehen darf und die wirklich ganz explizit aus ihrer alten Welt in die Neue Welt geschmissen wird und dann vor dem Konflikt steht, kann ich beide Welten irgendwie vereinen oder gibt es nicht? Und solche Rollen sind wirklich wirklich ein Geschenk.
Wie hast du dich auf die Rolle vorbereitet?
Natürlich habe ich mir Superhelden Filme angeschaut oder auch gerade ganz aktuell. Jetzt kommt gerade der neue Netflix Film "Project Power". Den habe ich schon gesehen, der ja eigentlich etwas ganz ähnliches erzählt wie unsere Geschichte. Und dann hatten wir natürlich ganz, ganz viel vorher geübt, irgendwie aus dem Stand drei Meter in die Höhe zu springen, mithilfe von Seilzügen. Oder ich habe auch das Tauchen lange geübt. Was ich da irgendwann einmal unter Wasser dann anstelle. Puh! Das war gar nicht so leicht wie immer gedacht, das hätte ich mir viel einfacher vorgestellt. Genau das sind diese Trainings. Das waren vor allem unsere unsere Proben vorher.
Und was macht euren Film jetzt so besonders, dass man diesej Film anschauen sollte und der in den Top-Ten nach ganz vorne kommt anstatt andere Superhelden Filme?
Ich glaube, die Mischung ist ganz spannend bei uns, weil es ganz viele Komponenten in einem sind. Wir haben eine Liebesgeschichte, wir haben ein Drama, wir haben irgendwie auch Humor, finde ich. Wir haben natürlich auch Superhelden. Wir haben ein Coming out, eine Geschichte von jemandem, der sich entdeckt. Er ist ein plötzlich ganz anderer Mensch, und das finde ich eine ganz interessante Kombi. Und ich hoffe, dass da ganz viele Menschen das auch so sehen können und jeder für sich ein bisschen etwas rauszieht.
Marek, die Filmrolle von deinem Kollegen Wotan Wilke Möhring, ist fest davon überzeugt, dass extra talentierte Menschen, so nenne ich sie jetzt mal kurz, und sogenannte Normalos in Anführungszeichen nicht miteinander leben können. Wie siehst du das?
Ich glaube, dass hängt immer ein bisschen von der Definition der Superkräfte ab. Also wenn wir jetzt natürlich von Kräften sprechen, wie wir sie im Film haben. Dann bedarf das sicherlich einer besonders besonderen Aufmerksamkeit, sowas zu vereinen mit der normalen Familie. Wenn wir jetzt von Superkräften sprechen, wie wir sie kennen, unserer Welt als Beispiel jemand, der einen ganz außergewöhnlichen Beruf hat. Das ist von mir aus ein ganz berühmter Sänger. Dann steht man ja tatsächlich genau vor dem Konflikt. Wie kann man als jemand, der so gehypt wird, so in der Öffentlichkeit steht, noch ganz private Momente mit jemandem teilen? Ich glaube, das hängt viel immer von den beiden Personen ganz explizit ab.
Ob das klappt oder nicht, stimmt... Deine Super-Kraft, also die Fähigkeit zu beamen, würde ja das Familienleben sogar noch fördern.
Im Idealfall geht man kurz arbeiten, und ich bin abends zu Hause oder in der Pause, kannst dich auch mal kurz nach Hause beamen. Aber dann ist natürlich auch die Frage Schatz, warum bist du nicht nach Hause gekommen? Du hättest beamen können. Die Ausrede gilt dann nicht mehr.
Das ist jetzt ja eine Netflix Produktion. Du hast aber auch schon andere Film- und Fernsehproduktionen mitgemacht. Ist das Produzieren für Streaming-Dienste anders?
Jetzt, ganz explizit am Set, ist es für mich erstmal das Gleiche. Wir hatten sicherlich ein paar mehr Drehtage zur Verfügung, und natürlich ist die Geschichte eine andere. Oder wenn ich jetzt vergleiche mit Filmen fürs Öffentlich Rechtliche, dann darf es die geben, die natürlich auch ein kleines bisschen mehr fluchen, was ich sehr lustig fand. Und beim Film auch beim Anschauen sehr genossen habe, dass das irgendwie so eine Normalität haben durfte. Aber vom Dreh-Ablauf selber ist das erstmal gar nicht ganz anders.
Gib uns doch mal deine Filme und Serien Tipps. Was soll ich mir alles auf Netflix angeguckt haben? Neben Freaks natürlich.
Ja, gut, ich bin ganz klassischer "Dark"-Fan und habe mir alle drei Staffeln angeschaut und mochte das von Anfang bis Ende. Ich bin immer ein großer Fan von deutschen Produktionen. Ich liebe es, deutschen Kollegen beim Spielen zuzuschauen. Wie gesagt, bin ich gerade über "Project Power" gestolpert, was ich irgendwie ganz spannend fand, weil es dann doch irgendwie eine ähnliche Komponente hatte zu unserem Film. Ja, und ich stelle immer wieder fest, dass ich mit großem Interesse die Netflix Originals verfolge, und bin da sehr gespannt, was da noch kommt.
Das finde ich vielleicht auch so einen besonderen Moment, als Netflix dich angefragt hat. Tim hat mir verraten, das war wie ein Wunsch, der für ihn in Erfüllung ging.
Ja, das war irgendwie so, dass man Kollegen getroffen hat, die dann gesagt haben "ich hab für Netflix gedreht". Und dann dachte man: mal schauen, ob mir das auch irgendwann mal passiert. Ich habe mich natürlich gefreut. Ja, klar auch, dass es die Kombination ist mit dem ZDF. Kleines Fernsehspiel ist einfach schon wahnsinnig viel gedreht.
Das Ende des Films bleibt ja so ein bisschen offen. Ohne da jetzt zu viel zu verraten, kann man sich da schon auf einen zweiten Teil freuen.
Wir würden uns alle wahnsinnig freuen, gehe ich mal davon aus, wenn wir da weiter drehen dürften. Ich weiß von keinen konkreten Plänen, aber wünschen würden wir uns das alle.
Cornelia Göschel bei FUFIS, Film und Fernsehen in Serie. Ab dem 2. September könnt ihr Ihren neuen Film Freaks bei Netflix anschauen.