The Vigil: Filmkritik
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The Vigil: Filmkritik

Bild von Nils Zehnder
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Horrorfilme spielen häufig mit religiösen oder okkulten Motiven. Ähnlich ist das im neuen Genrefilm „The Vigil – Die Totenwache“. Doch kann der Film auch durch neue Ansätze überzeugen?

In „The Vigil“ dreht sich alles um Yakov Ronen. Der junge Mann lebt in einer jüdisch-chassidischen Gemeinde in Brooklyn. So wirklich viel kann er mit den religiösen Themen allerdings nicht mehr anfangen und würde die Gemeinde gerne verlassen. Da es ihm finanziell allerdings zurzeit nicht sonderlich gut geht, geht er auf ein Angebot eines befreundeten Rabbiners (Menashe Lustig) ein. Da ein Mitglied der Gemeinde kürzlich verstorben ist, soll Yakov die traditionelle Totenwache für ihn halten. Was eigentlich nach einer ruhigen Nacht klingt, entwickelt sich für ihn jedoch zu einem lebhaften Albtraum, bei dem er auch mit seiner tragischen Vergangenheit in Berührung kommt.

Gerade durch die Vergangenheit Yakovs bietet die Geschichte eine solide Basis, um eine Geschichte rund um Antisemitismus und dessen Folgen aus der Perspektive eines Juden zu erzählen. Diese Grundidee greift man in „The Vigil“ auch auf, allerdings gibt man ihr bei Weitem nicht den nötigen Raum. Viel mehr greift man über die 89 Minuten immer wieder auf typische Stilmittel aus dem Horror-Genre zurück. Sei es das Verrücken von Möbeln, Ekel oder typische Jump-Scare-Momente, hier findet man sie alle im Überfluss. Leider werden diese, anders als in anderen Genre-Vertretern nicht pointiert, sondern im Dauereinsatz verwendet.

„The Vigil“ hätte hierbei andersartige Ansätze gebraucht. Wie etwa „Midsommar“ und „Hereditary“-Regisseur Ari Aster hätte man den Horror auf eine andere Art verpacken können. Den wahren Schock hätte man dem Zuschauer durch die dramatische Hintergrundgeschichte geben können. Stattdessen versteckt man sich leider hinter den typischen Horror-Motiven. Die wirkliche Spannung kommt daher nur während den Jump-Scares auf. Während Yakov mit dem Smartphone im Sessel sitzt und ewig nichts passiert, könnte es für viele Horrorfans zu weilen auch langweilig werden.

Fazit:

So wirklich warm werden konnte ich mit „The Vigil“ leider nicht. Viel zur sehr versucht sich Regisseur Keith Thomas an die typischen Gepflogenheiten des Horrorgenres anzupassen. Von der eigentlich innovativ anmutenden Grundgeschichte bleiben leider nur wenige, dafür aber doch einprägsame Momente. Zu gute Halten muss man dem Film jedoch, dass es Keith Thomas‘ Erstlingswerk ist. Sollte er seine tiefgründigen Ideen künftig noch in ein packendes Gerüst verpacken können, so könnte uns damit wohl ein wirklich sehenswerter Film erwarten.

"The Vigil" ist seit dem 11. Februar 2021 auf DVD und Blu-ray verfügbar.

The Vigil - Die Totenwache - Film 2020
The Vigil - Die Totenwache - Film 2020

The Vigil - Die Totenwache

Mit Dave Davis und Lynn Cohen
Film Horror Heimkino11.02.2021

Ein junger Mann übernimmt widerwillig die Totenwache für das Mitglied einer orthodoxen jüdischen Gemeinde. In einer schicksalhaften Nacht wird der Held mit furchterregenden Geheimnissen und seinen eigenen Dämonen konfrontiert. Der junge Yakov (Dave Davis) möchte die strenge chassidische Gemeinde in Brooklyn am liebsten verlassen, weil er seinen Glauben verloren hat. Da er dringend Geld braucht, stimmt er widerwillig dem Angebot des Rabbiners zu, die nächtliche Totenwache für ein verstorbenes Gemeindemitglied zu übernehmen. Kurz nach seiner Ankunft in dem baufälligen Haus wird Yakov klar, dass hier etwas sehr, sehr falsch läuft. Schon bald findet sich der junge Held in einem unheimlichen Albtraum wieder, der von einem furchteinflößenden Wesen orchestriert wird: Einem „Mazik“, wie im jüdischen Volksglauben jener Totengeist bezeichnet wird. In dieser Nacht des surrealen Schreckens muss sich Yakov nicht nur bösen Geistern, sondern auch den Dämonen seiner Vergangenheit stellen.

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