Regisseur Alex Proyas im Interview zum Start des Films KNOWING

Veröffentlicht

Herr Proyas, was steckt hinter der doch sehr düsteren, apokalyptischen Zukunftsvision von KNOWING?

Nun, ich werde an dieser Stelle natürlich nichts über das Ende des Films verraten, denn das wäre in diesem Fall ganz besonders fatal. Aber davon abgesehen, empfinde ich den Film ohnehin nicht als einen düsteren oder pessimistischen, sondern halte ihn im Gegenteil für sehr hoffnungsvoll. Letzten Endes handelt er von der Hoffnung, die wir an unsere Kinder weitergeben, und davon, dass das Leben in der Zukunft weiter geht. Vorher passieren natürlich auch einige fürchterliche Dinge – aber das ist ja in den tatsächlich apokalyptischen Zeiten, in denen wir leben, noch nicht einmal mehr etwas Besonderes. Es war mir also wichtig, dass der Film die Zeit widerspiegelt, in der er entstanden ist. Außerdem sollte KNOWING ein Katastrophenfilm sein, der seinem Namen auch alle Ehre macht und am Ende nicht feige kneift. Aber noch wichtiger war mir, wie gesagt, die Hoffnung.

Was meinen Sie, wenn Sie von apokalyptischen Zeiten sprechen? Könnte das Ende der Welt tatsächlich nahe sein?

Ich hoffe es natürlich nicht. Und wenn ich wissen würde, dass es so ist, dann würde ich vermutlich nur noch wie ein Irrer schreiend durch die Gegend rennen und versuchen, die Leute zu warnen. Aber ich bin auf jeden Fall der Ansicht, dass unsere Zivilisation mittlerweile an einem Punkt angelangt ist, an dem wir Menschen einige wirklich ernsthafte Entscheidungen treffen müssen. Wir müssen aufhören, unseren Kopf in den Sand zu stecken wie ein Vogel Strauß, was wir leider viel zu gerne und viel zu oft tun. Stattdessen müssen wir endlich etwas verändern, denn die Zeit wird bald knapp. Wenn ich dafür mit KNOWING noch einmal ein wenig Aufmerksamkeit schaffen kann, würde mich das als Regisseur natürlich sehr glücklich machen. Dass es die kommende Generation, also unsere Kinder, ist, auf deren Schultern die Hoffnungen und Erwartungen der Menschheit liegen – haben wir das schon wirklich begriffen? Nein, leider nicht, und das ist sehr traurig. Es erscheint auf den ersten Blick so offensichtlich, aber trotzdem hinterlässt jede Generation der nächsten einen riesigen Haufen Mist, ohne sich darüber Gedanken zu machen. Ich finde es höchst erstaunlich, dass Menschen sich individuell immer wieder unglaublich Sorgen um ihre Kinder machen, wovon aber kaum etwas übrig bleibt, sobald es nicht mehr um den Privatbereich, sondern die Allgemeinheit geht. Dabei muss es in meinen Augen das Wichtigste sein, der kommenden Generation nicht nur Hoffnung, sondern eben auch eine Welt zu hinterlassen, die nicht völlig ruiniert ist.

Haben Sie denn Recherchen angestellt, wie realistisch die im Film gezeigten Szenarien sind?

Selbstverständlich! Alles was wir zeigen, ist zwar nicht unbedingt wahrscheinlich, aber absolut im Bereich des Möglichen. Es war uns schon sehr wichtig, dass von der wissenschaftlichen Seite her alles stimmt, selbst wenn vermutlich eher ein Meteorit die Erde zerstören wird, als dass das eintritt, was sich in KNOWING ereignet.

Wie stark ist Ihr eigenes Interesse an der Zukunft, an Prophezeiungen? Würden Sie wissen wollen, was Ihnen und Ihren Lieben bevorsteht?

Wirklich beantworten kann ich Ihnen das nicht. Immerhin habe ich einen ganzen Film zu dieser Frage gedreht und mich in den vergangenen Jahren eigentlich mit nichts anderem beschäftigt als mit allen möglichen Positionen dazu. Rose Byrnes Figur hat in KNOWING auf die Frage eine ganz andere Antwort als Nicolas Cage, aber ich finde beide sehr nachvollziehbar. Dass dieses Thema auf jeden Menschen eine gewisse Faszination ausübt und dabei immer wieder eine ganz individuelle Angelegenheit ist, fand ich an dieser Geschichte besonders spannend.

KNOWING besticht durch einige beeindruckende Bilder und Szenen. Welche davon hatten Sie schon vor Drehbeginn ganz klar im Kopf?

Den Flugzeugabsturz beispielsweise sah ich schon ganz klar vor meinem inneren Auge, als wir noch am Drehbuch arbeiteten. Ich wusste immer, wie ich ihn drehen würde, nämlich in einem einzigen Take. Auch den Polizisten, der erschrocken hoch guckt und dann wegläuft, hatte ich früh im Kopf, denn ich finde es immer höchst amüsant, wenn Polizisten wegrennen wie Feiglinge. Es ging jedenfalls nur noch darum, wie ich das technisch alles umsetzen kann. Bei anderen Szenen wie etwa dem U-Bahn- Crash hatte ich vorab eine grobe Ahnung, was passieren sollte, doch den genauen Ablauf haben wir dann in der direkten Arbeit entwickelt. Ich habe mich dieses Mal gezwungen, nicht ganz so strukturiert und mit Storyboards geplant zu arbeiten, wie ich es sonst eigentlich immer tue.