Beale Street: Hintergrundwissen zu Barry Jenkins Romanverfilmung
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Beale Street: Hintergrundwissen zu Barry Jenkins Romanverfilmung

Bild von Johanna Mahlberg
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Regisseur, Drehbuchautor und Produzent Barry Jenkins wählte für seinen neuen Kinofilm nach MOONLIGHT eine besondere Buchvorlage aus – die des preisgekrönten und renommierten US-Autors James Baldwin: „If Beale Street Could Talk“, im Deutschen veröffentlicht unter dem Titel „Beale Street Blues“, das Buch findet ihr hier bei Amazon.

Der Roman ist im Jahre 1974 erschienen und erzählt eine berührende Liebesgeschichte, angesiedelt im New Yorker Stadtteil Harlem der 70er Jahre, eine Zeit, in der Rassismus gegenüber Schwarzen an der Tagesordnung stand. Es geht um Hoffnung, Ungerechtigkeit und vor allem um Menschlichkeit, ein Attribut, das jederzeit und allerorts gilt. Wir liefern heute Einblicke in das Schaffen des Autors und in die Entstehungsgeschichte zum Film.

James Baldwin war und ist einer der großen identitätsstiftenden und inspirierenden Autoren der amerikanischen Zeitgeschichte. Seine Werke sind Inspirationsquelle für afroamerikanische Bürger, aber ebenso, ungeachtet der Hautfarbe, für all jene Menschen, die durch ihre Herkunft oder sexuelle Orientierung sozialen Anfeindungen ausgesetzt sind. Es sind vielschichtige, weise und mutige Porträts auf das Leben! Sie haben auch die Sicht auf die Welt von Barry Jenkins entscheidend geprägt, der voller Respekt äußert: „James Baldwin ist ein großer Schriftsteller, denn er hat die Wahrheit gesagt."

James Baldwin ist 1924 in Harlem geboren, sein Vater stammte aus New Orleans, wo es wiederum die echte BEALE STREET gab, die Baldwin dazu inspirierte, sie in seinem fiktiven Roman in Harlem anzusiedeln. Denn für ihn gab es überall im Lande eine solche Straße:

„Jeder in Amerika geborene Schwarze ist in der BEALE STREET, ist im Schwarzenviertel irgendeiner amerikanischen Stadt geboren, ob in Jackson, Mississippi, oder in Harlem in New York: Die BEALE STREET ist unser Erbe. Dieser Roman handelt von der Unmöglichkeit und von der Möglichkeit, von der absoluten Notwendigkeit, diesem Erbe Ausdruck zu geben.“ (James Baldwin)

James Baldwin ist für Barry Jenkins einer der Lieblingsautoren. Abgesehen davon, dass die Drehbuchvorlage zum Film einen wichtigen Teil der amerikanischen Zeitgeschichte behandelt und gegen soziale Missstände protestiert, macht ein anderer Fakt die Erzählung rund um das junge Liebespaar in der BEALE STREET so sehenswert und erfahrbar: Es ist eine Geschichte über Liebe und Hoffnung, die absolut zeitlos ist. Sie erzählt von sozialen Ungerechtigkeiten, Dynamiken und Emotionen, die universell gelten und aktueller sind denn je. Und es ist Baldwins einziges Werk aus Sicht einer Frau: Die junge Tish, im Film verkörpert durch die hinreißende Kiki Layne, die um ihre große Liebe Fonny, gespielt von Stephan James, mit aller Hoffnung kämpft und seine Unschuld beweisen will.

Kiki Layne über James Baldwin: „Baldwin nutzt eine wunderschöne Liebesgeschichte als Aufhänger, um das Leben der schwarzen Community und das Thema Rassismus in einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort zu thematisieren.“

BEALE STREET Produzentin Adele Romanski sagt über die Story und Jenkins Adaption derer: „James Baldwins Roman ist hochaktuell und zeitlos zugleich. Barry hat erkannt, dass die Geschichte dieser zwei jungen Menschen großes Potenzial hat, ein hochaktueller Film zu werden.“

Während Baldwins Bücher mehrfach im Ausland verfilmt wurden, ist Barry Jenkins der erste US-Filmemacher, der einen seiner Romane englischsprachig verfilmt und auf die Kinoleinwand bringt.

Die Spielfilmadaption BEALE STREET: Eine respektvolle Hommage an das Originalwerk. Barry Jenkins hat um 2010 herum das erste Mal „Beale Street Blues“ von Baldwin gelesen. Und war postwendend von der Geschichte angetan, sah einen Spielfilm vor seinen Augen: „Ich wollte das Buch in all seinen Facetten auf die Leinwand bringen und vor allem dieses Gefühl erzeugen, das ich hatte, als ich den Roman zum ersten Mal las.“

Das Drehbuch zu BEALE STREET entstand schlussendlich sogar in Deutschland, genauer in Berlin im Jahr 2013. Jenkins reiste nach Europa, um hier zurückgezogen die nötige Konzentration für das Schreiben zu finden. Übrigens entstand im selbigen Jahr in Brüssel das Drehbuch zu MOONLIGHT. Während seiner kreativen Reise wartete Jenkins auf die Genehmigung der Nachlassverwaltung „Baldwin Estate“, denn die musste das erste Mal die Filmrechte an einen amerikanischen Filmemacher übertragen, damit BEALE STREET realisiert werden konnte. Da die Verhandlungen eine geraume Zeit andauerten, drehte das das Team rund um Jenkins währenddessen MOONLIGHT ab.

Und dann kam die ersehnte Genehmigung – der BEALE STREET Startschuss. Die Nachlassverwaltung sowie James Baldwins Familie persönlich waren später in den Dreh involviert, der vorzugsweise an Originalschauplätzen des Buches stattfand. Barry Jenkins hatte stets nur einen Wunsch: Er wollte der Vision Baldwins treu bleiben!

Und das hat er allemal verwirklicht: BEALE STREET ist eine persönliche, kraftvolle Hommage an die weise Bilder- und Wortwelt eines großen Schriftstellers! Er bleibt dem Original sehr treu. In poetischen Zeitreisen zeichnet er die emotionale Berg- und Talfahrt seiner Protagonisten in einer unversöhnlichen, von Rassismus zerrissenen Welt nach und zeigt, dass Liebe und Menschlichkeit alle Zeiten überdauern.

Zum Film: BEALE STREET basiert auf dem Bestseller-Roman des preisgekrönten US-Autors James Baldwin und erzählt eine berührende Liebesgeschichte im Amerika der 70er Jahre, in dem Rassismus gegenüber Farbigen an der Tagesordnung stand.

Die 22jährige Tish (KiKi Layne) und der Bildhauer Fonny (Stephan James) sind ein junges Paar im ärmlichen Viertel Harlem. Fonny wird fälschlicherweise der Vergewaltigung an einer Puerto-Ricanerin beschuldigt und kommt ohne Prozess unschuldig ins Gefängnis. Kurze Zeit später erfährt Tish, dass sie von Fonny ein Kind erwartet. Mit Zuversicht versichert sie ihm, ihn noch vor der Geburt aus dem Gefängnis zu holen. Mit Hilfe der Familie versucht sie mit allen Mitteln seine Unschuld zu beweisen....

Oscar-Preisträger Barry Jenkins, der bereits mit MOONLIGHT ein Meisterwerk schuf, stellt in BEALE STREET mit viel Feinfühligkeit der Willkür einer weißen Justiz eine junge und tiefe Liebe entgegen. Bei den Golden Globe® Awards 2019 wurde Regina King übrigens als Beste Nebendarstellerin in BEALE STREET ausgezeichnet.

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Mit Material vonDCM

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