Diese Filme hatten ihrer Zeit einiges voraus und haben das Horror-Genre mit neuen Impulsen versehen und viele Nachfolgende Filme geprägt. Hier lernt ihr echte Meisterwerke kennen.
HALLOWEEN (1978): In den späten 1970er Jahren waren Slasher-Filme zwar mit Titeln wie „The Texas Chainsaw Massacre“ und „Black Christmas“, die das Sub-Genre prägten, ein stetig wachsender Trend, jedoch kam der Ball für die Szene erst so richtig ins Rollen, als dann 1974 „Halloween“ in die Kinos kam.
John Carpenters schauerlicher Film über den Psycho-Killer Michael Myers, der in der Halloween-Nacht Teenager stalkt und ermordet, hatte nur ein lachhaft kleines Budget zur Verfügung, spielte aber Millionen von Dollar ein und katapultierte gleichzeitig die Karriere der jungen Jamie Lee Curtis in die Höhe.
Dem Zuschauer wird eine brillant konstruierte Story geboten, die mit ihrer düsteren Atmosphäre direkt in den Bann der Paranoia zieht und bis zum Ende nicht loslässt. Nach der Anfangssequenz, in der der junge Michael brutal seine Schwester ersticht, wird Blut und Gewalt zurückgeschraubt und Platz für den mentalen Terror gemacht, von etwas Unbekanntem verfolgt zu werden.
Der enorme Erfolg des Films popularisierte Slasher-Filme extrem, die den Markt in den 1980ern überfluteten, zeigte aber auch, dass ein Horrorfilm nicht unbedingt Blut und Gore braucht, um die Zuschauer gekonnt zu schocken.
BLAIR WITCH PROJECT (1999): „Blair Witch“ popularisierte das Horror Sub-Genre „Found Footage“ und brachte eine Reihe an Klassikern wie „Paranormal Activity“, „V/H/S“ und „Mockingbird“ mit sich. Durch die Technik, jede Aufnahme als einen Videokameraclip aus der Hand von Amateuren zu präsentieren, wirkte das Ganze extrem realistisch und reizte Zuschauer mit der Möglichkeit, dass es tatsächlich real sei.
Doch es war nicht der erste Found-Footage-Film. Bereits in 1962 wurde die Methode mit „Mondo Cane“, einem Film, von dem behauptet wurde, er zeige echte Videoaufzeichnungen von den bizarrsten Ereignissen, erfolgreich umgesetzt. Ein Hype entstand und hatte 1980 sogar einen der kontroversesten Filme der Filmgeschichte zur Folge: „Cannibal Holocaust“. Der täuschte den Realismus nämlich so gut vor, dass der Regisseur wegen Mordes an seiner Schauspielcrew angezeigt und fast für schuldig befunden wurde. Verhindert wurde dies von seinen Schauspielern, die alle erscheinen und beweisen mussten, dass sie noch am Leben sind.
Keiner der Filme vor „Blair Witch“ war allerdings so erfolgreich. Denn bei diesem wurde eine revolutionäre Marketingtechnik genutzt – er wurde online viral beworben. Eigens für den Film wurde eine Webseite kreiert, Fake-Dokus wurden gedreht und der Hype wurde gnadenlos in die Höhe getrieben, sodass Leute dachten, es sei tatsächlich real. Eine Technik, der sich seit jeher so manche Filme (zum Beispiel „Cloverfield“) bedient haben.
SAW (2004): 2004 ließ Regisseur James Wan sein Projekt „Saw“ auf ahnungslose Zuschauer los. Danach sollte nichts mehr so sein, wie es einst war: „Saw“ veränderte das Horror-Game, doch wie genau hat James Wan das angestellt?
Ein kurzer Blick auf die Filme im Jahr davor verrät uns viel: 2003 wurden hauptsächlich Remakes gedreht. „Beyond Re-Animator”, „Final Destination 2”, „Freddy vs. Jason”, „Jeepers Creepers 2” und Co. standen auf dem Programm. Da ist es klar, dass frischer Wind in der Szene fehlte, den „Saw“ dann mit voller Wucht mit sich brachte.
Zuschauer hatten sich an Jumpscares gewöhnt und erwarteten auch, dass Killer mindestens einmal wieder zum Leben erweckt werden. Das wusste Wan und wandte sich etwas Neuem zu: körperlichem Schmerz.
Die extrem graphische Natur des Films, plus dessen phänomenales, unvorhersehbares Ende, ließ das Publikum mit einem Verlangen nach mehr „Saw“ zurück – und es kam mehr. Die ganze Story wirkte wie ein Puzzle, das mit jedem weiterem Film ihrer Vollendung immer näherkam.
Durch die ganze gezeigte Gewalt wurde überdies auch ein neues Genre geboren: „Torture Porn“. Diesem schlossen sich in den nächsten Jahren eine Reihe von Filmen wie „Hostel“, „The Girl Next Door“, „Donkey Punch“, „The Wizard of Gore“, „Martyrs“ und „Deadgirl“ an.
PARANORMAL ACTIVITY (2007): Wie auch „Blair Witch“ wurde „Paranormal Activity“ im Found-Footage-Stil gedreht. Der Videospiel-Designer Oren Peli drehte den Film innerhalb einer Woche mit einem Budget von nur 11.000 Dollar, was den Film mit seinem Einspielergebnis von rund 193,4 Millionen Dollar zu einem totalen Box-Office-Hit machte. Peli sagte sich: „Alles, was ich brauche, um einen solchen Film zu drehen, ist eine Kamera.“ Gesagt, getan. Doch woher kommt dieser Erfolg?
Mittlerweile kann man guten Gewissens behaupten, dass die Leute schon alles gesehen haben: Splatter, Slasher, Gore – man kann sie mit nichts mehr überraschen. Deshalb entschied sich Peli, all das zu lassen und ganz simpel mit der Paranoia und der Angst vor dem Ungewissen zu spielen, die psychische Stabilität der Zuschauer zu provozieren. Zurück zu den Basics, wenn man so will.
Peli weiß, dass zu warten, bis etwas Schreckliches, das im Dunkeln lauert, sich zeigt, bei weitem nervenstrapazierender ist, als es letztendlich zu offenbaren. So hat er die Zuschauer fest im Griff der Angst – es gibt kein Entkommen.
UNKNOWN USER (2015): Bei Leo Gabriadzes UNKNOWN USER hätte so viel schieflaufen können. Als der Film 2015 rauskam, wurden ausgelutschte, faule Found-Footage-Clichés und die Fehldarstellung von Social Media erwartet. Doch was die Zuschauer stattdessen bekamen, schockte sie aus den Kinositzen: Ein vor Kreativität strotzendes Horror-Meisterwerk, das unsere Verwendung von Social Media beängstigend real einfing, genial platzierte Jumpscares und ein Ende, das viele rätseln ließ.
Des Weiteren punktete der Film mit cleveren Details. Wir haben uns schon an den unrealistischen, künstlichen Look von Computern in Filmen gewöhnt, da kommt UNKNOWN USER daher. Der Desktop von Blairs MacBook ist unorganisiert, vollgepackt mit Bilddateien und zahllosen offenen Tabs von u.a. Google, Forever 21 und Skype, zwischen denen sie ständig hin und her wechselt. Auch die grausige Skype Verbindung mit den ständigen Laggs wurde auf den Punkt gebracht und genutzt, um Scares einzubauen.
Ein Film, der die Nutzung heutiger Technologien einfach hervorragend darstellt und nun endlich einen zweiten Teil bekommt. Und auf diesen darf man sich jetzt schon freuen – immerhin ist das Ziel, die schockierende Faszination des Vorgängers nochmal zu überbieten, klar erkennbar. Und darum sollte man sich den 6. Dezember jetzt schon für ein gruseliges Kino-Date vormerken.– an dem Tag startet UNKNOWN USER: DARK WEB nämlich endlich in den deutschen Kinos. Frischer Horror – sehr social – schaurig schön!
Und hier kommen sie, die Trailer und alle weiteren Infos zu den wegweisenden Horror-Filmen, die wir euch in unserer Top 5 hier vorgestellt haben. Jeder einzelne ist sehenswert - kennt ihr wirklich schon alle?